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 E & BJ Capper Nagold 2005

 

18. - 20.5.2005

Tordesillas &

Burgos,

Stadt der Pilger

Pilgrims’ Town

Anklicken zum Vergrößern / Click for larger picture. Tordesillas Panorama 5.2005

Wir benötigen zwei Tage, um die lange Strecke von Guarda in Portugal bis Lleida in Nordost-Spanien zurückzulegen. Einmal übernachten wir auf einem Campingplatz bei Burgos.
Doch auf halbem Weg zwischen Guarda und Burgos entdecken wir die hübsche Silhouette obigen Städtchens neben der Autobahn und fahren ab. Es handelt sich dabei um Tordesillas, eine Stadt, die für einen Vertrag mit Auswirkungen bis in die Gegenwart berühmt ist (siehe unten).

We take two days to travel the long distance from Guarda in Portugal to Lleida in north-west Spain, camping the one night in between at Burgos.
Half-way between Guarda and Burgos we see the interesting silhouette of the town of Tordesillas near the motorway. Tordesillas is famous for a historic treaty which still affects world events (see below).

 

 

 

Die kastilischen Könige hielten sich gern in Tordesillas auf. Pedro der Grausame ließ den hiesigen Palast nach dem Vorbild des Alkazars in Sevillas im maurischen Stil umbauen. Nach seinem Tod zogen hier die Klarissinnen-Nonnen ein. Johanna die Wahnsinnige lebte nach dem Tod ihres Mannes Phillip I. noch 46 Jahre in diesem Kloster.

The Castilian kings liked living in Tordesillas. Pedro the Cruel had the palace rebuilt in the Moorish stye of the Alkazar in Seville. After his death the Clarisse nuns moved in. Joanna the Mad lived for 46 years after the death of her husband Phillip I in the monastery.

 

 

 

Auf einem Platz vor der Stadt steht das Denkmal für den "Toro de la Vega", den Stier von Vega. Seit 1584 wird jährlich im September ein ausgewählter Stier über ein Feld gejagt, während der einheimische Mob, bewaffnet mit mittelalterlichen Lanzen, so lange auf das Tier einsticht, bis es qualvoll verendet. Wer den Todesstoß versetzt hat, bekommt den Schwanz des Stieres offiziell als Trophäe vom Gemeinderat überreicht. 
Gegen diesen Vorgang laufen Kampagnen von Tierschutzvereinen, doch bislang hat die Regierung von Kastilien und Leon diese zurückgewiesen, da es sich um eine "traditionelle Veranstaltung" handle.

This bull statue standing in a small square between palace and river depicts the Toro de la Vega (vega = ‘fertile lowlands’). Since 1584 there is an annual event every September during which a selected bull is driven across a field until the local heroes succeed in killing it with mediaeval lances. The deliverer of the killing thrust is awarded the bull’s tail as prize by the town counsel.
Campaigners against cruelty to animals are trying to stop this, but it is still supported by the regional government of Castile and Leon as a ‘traditional event’.

 

 

 

 

 

Anklicken zum Vergrößern / Click for larger picture. Tordesillas Panorama 5.2005

Gegen Ende des 15.Jh. kam es zwischen Spanien und Portugal zu Streitereien um die entdeckten und noch zu entdeckenden Kolonien in Afrika und Amerika.
 Portugal war zu diesem Zeitpunkt aufgrund der staatlichen Förderung der Entdeckungen seit Heinrich dem Seefahrer weit erfolgreicher gewesen, da sich Spanien bis dahin im Kampf gegen die Mauren zerrieben hatte.
Dies änderte sich, als 1492 die letzten Mauren aus Granada vertrieben und Kolumbus zur Neuen Welt aufgebrochen war. Es drohte ein Krieg zwischen Spanien und Portugal um die Kolonialrechte auszubrechen, und um das zu verhindern, wurde  Papst Alexander VI. 1494 um einen Schiedsspruch gebeten.
Im Vertrag von Tordesillas zog dieser quer durch den Atlantik vom Nord- bis zum Südpol eine imaginäre Trennungslinie. Die Gebiete östlich dieser Linie, also Afrika, sollte Portugal erhalten, die Gebiete westlich, Amerika, die Spanier. Da damals niemand genau wußte, wie breit der Atlantik ist, wurde die Grenze versehentlich so gezogen, dass der östliche Teil Amerikas, Brasilien, noch an Portugal fiel. Aufgrund dieses Vertrages und der militanten Verteidigung der Handelsrouten mussten die anderen europäischen Nationen ihre koloniale Zukunft woanders suchen, nämlich in Indien, Südasien, Japan und China.

Towards the end of the 15th century there was conflict between Spain and Portugal over the newly discovered colonies - and those yet to be discovered - in Africa and America.
At this time Portugal, with state support ever since discoveries under Henry the Mariner, was far more successful than Spain, whose resources had been used up in expelling the Moors.
This changed in 1492 when the last Moors were driven out of Granada and Columbus’s discovery of the New World took place. War over colonial rights threatened between Spain and Portugal. To prevent that, in 1494 Pope Alexander VI was asked to give  judgement.
 In the treaty signed at Tordesillas he drew an imaginary line through the Atlantic from the North to the South Pole. Countries to the east, i.e. Africa, were to belong to Portugal and those to the west to Spain. No-one knew how wide the Atlantic was. The line was drawn unwittingly too far west, with the result that the eastern part of America, Brazil, fell to Portugal.
Because of this treaty which was backed up by force of arms the other European nations were obliged to look for colonies elsewhere, in India, Southern Asia, Japan and China.

 

 

 

Als wir am frühen Abend in Burgos eintreffen, sind wir überrascht von der schönen Lage der Stadt. Der Rio Arlanzon fließ mitten durch sie hindurch und schenkt ihr viele schöne Brücken, herrliche Grünanlagen und großzügige Platanen-Alleen.

When we reach Burgos in the early evening we are pleasantly surprised by its attractive setting. The Rio Arlanzon flows through the middle of it and there are  fine bridges, park areas and avenues of plane trees.

 

 

 

Am Ende der Brücke Santa Maria erhebt sich der Arco de Santa Maria, ein mit imposanten Statuen geschmückter Torbogen. Durchquert man ihn, steht man in der Altstadt.

At the end of the Santa Maria Bridge is the Arco de Santa Maria, an archway decorated with imposing statues. When you go through you are in the middle of the old town ...

 

 

 

Und direkt vor der wunderschönen gotischen Kathedrale Santa Maria. Sie steht inmitten eines großen, belebten Platzes, den hohe Häuser mit verglasten Balkonen und unzähligen Restaurants umfassen. Es wimmelt in der dem Jakobsweg zugehörigen Stadt vor Pilgern, auch vielen deutschsprachigen.

... and directly in front of the wonderful gothic Santa Maria cathedral. It stands in a large, lively square surrounded by high houses with glassed-in balconies and with numerous restaurants.
Burgos lies on the famous pilgrimage route, St. James’ Way. There are dozens of pilgrims in evidence.

 

 

 

Ein schöner Brunnen vor dem Hauptportal der Kathedrale.

A beautiful fountain in front of the main cathedral entrance.

 

 

 

Auf dieser Seite geht die Kathedrale fast fließend in die Altstadt über.
Die 884 gegründete Stadt war über mehrere Jahrhunderte Hauptstadt von Kastilien und Leon. Sie wurde im Mittelalter reich durch den Wollhandel und konnte so ihr reiches künstlerisches Erbe finanzieren.
An die Zeit zwischen 1937-1939, als im Bürgerkrieg Franco hier sein Hauptquartier aufschlug, denkt man weniger gern.

On this side cathedral and old town seem to merge together.
Burgos, founded in 884, was for many centuries capital of Castile and Leon. In the Middle Ages the wool trade made it wealthy and it was able to finance a rich cultural heritage.
The period between 1937 and 1939 during the Spanish Civil War, when Franco had his headquarters here, is not held in such happy memory.

 

 

 

Über der Rosette des Hauptportals befinden sich acht Königsstatuen. Der Bau von Santa Maria wurde 1221 unter Fernando III. begonnen und benötigte über drei Jahrhunderte bis zu seiner Vollendung. Anfangs kamen hauptsächlich spanische Baumeister zum Zuge, später wurden jedoch mehr und mehr europäische beauftragt. Die 84m hohen schlanken Haupttürme, zwischen denen sich diese Figuren befinden, wurden von Hans von Köln entworfen.

Above the main entrance rose window are the statues of eight kings. The building of Santa Maria was started  in 1221 under Ferdinand III and it took over 300 years to complete. Initially the master builders were mostly Spanish, later more were engaged from other European countries. The 84m high main towers between which these statues stand were designed by Hans of Cologne. 

 

 

 

Das Hauptportal von Santa Maria. Für uns ist es leider verschlossen, da wir für einen Einlass zu spät sind. So können wir nur ahnen, welche Schätze dieses UNESCO Weltkulturerbe in seinem Innern verbirgt.

The main portal of Santa Maria is for us unfortunately already closed (too late yet again), so we can only guess at the treasures inside this UNESCO World Heritage building.

 

 

 

 

 

Ein Wasserspeier, dem der geöffnete Mund diesen üblichen verzweifelten Gesichtsausdruck verleiht - ein früher Vorläufer von Edvard Munchs berühmten Bild ‘Der Schrei’?

This gargoyle or waterspout seems fixed in an unearthly scream that predates Edvard Munch’s famous picture by many centuries.

 

 

 

Unter dem Dach dieses Turms, der von Simon von Köln nach den Plänen seines Vaters Hans gebaut wurde, befindet sich das Grab des Condestables Hernandez Velasco und seiner Frau. In der Kathedrale steht übrigens auch der Sarkophag des Nationalhelden El Cid, dem große Erfolge bei der Vertreibung der Mauren nachgesagt werden.

Under the roof of this tower, built by Simon of Cologne from the plans of his father Hans, is the grave of the Condestable Hernandez Velasco and his wife. In the cathedral is also the sarcophagus of El Cid, the national hero who played a significant role in fighting against the Moors.

 

 

 

Das um 1230 vollendete Südportal zeigt Jesus als Lehrer der Evangelisten und wildes Treiben drum herum.

The south portal finished in 1230 portrays Jesus as teacher of the evangelists. The activities in the frieze below look more chaotic.

 

 

 

Dieses kleine Mädchen scheint den müden Pilger wirklich trösten zu wollen.

This little girl seems to want to comfort the tired pilgrim ...

 

 

 

Dieser müde Pilger ist für keinen Zuspruch mehr zugänglich. Wahrscheinlich erfüllt er sich mit dieser Pilgerreise einen lang gehegten Wunsch, doch die Strapazen sind ihm anzusehen.

... and this weary pilgrim shuts out the world and takes his rest.

 

 

 

Die tief stehende Sonne wirft lange Schatten über diesen zypressengeschmückten Eingangsweg. Das Gebäude dahinter ist das Gymnasium ‘Cardenal López de Mendoza’. (Danke an Diego Saldaña Arce, der das Gebäude für uns identifiziert hat.)

The deep sun casts long shadows across this cypress-lined entranceway. The building behind is the ‘Cardenal López de Mendoza’ Secondary School. (Thanks to Diego Saldaña Arce, who identified it for us.)

 

 

 

Die Fahrt am nächsten Tag führt uns auf einer exzellenten, aber wegen der Mautgebühren fast völlig leeren Autobahn durch eine unglaublich karge, trostlose Landschaft.
Das große Highlight auf dieser Strecke ist das Überqueren des 0-Meridians von Greenwich. Nach all den Spannung aufbauenden Hinweisschildern fiebern wir diesem Großereignis regelrecht entgegen.

The next-day’s drive is along an excellent motorway. Because of tolls it is almost empty. We see most of the  lorries using the toll-free highway running parallel for much of the distance. The motorway takes us for hours and hours through mostly drab and monotonous country across the north-east of Spain.
We are glad of the distraction of the countdown to crossing the Greenwich zero meridian - the only highlight.

 

 

 

Nachdem wir in Lleida die restlichen spanischen Weinvorräte aufgekauft haben, genießen wir am Abend zum letzten Mal einen idyllisch gelegenen Campingplatz und verabschieden uns damit von einer wunderbaren Spanienrundfahrt.
Morgen soll unser Gespann den Weg durch die Pyrenäen nach Andorra finden.

After buying up the rest of the Spanish wine stocks in Lleida, we enjoy an idyllic camping site to the north of the city and prepare to say Good-bye after a wonderful tour of Spain.
Tomorrow we plan to tow our caravan up into the Pyrenees to find Andorra.

 

 

 

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