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 E & BJ Capper Nagold 2005/2006

 

Anklicken zum Vergrößern / Click for larger picture. Prag/Prague Panorama 11.2005

3.- 6.11.2005

Praha / Prag / Prague

bei Tag und Nacht

by day and night

Nachdem wir 14 Tage lang kreuz und quer durch Tschechien gezogen sind, haben wir die Stadt Prag zur letzten Station dieser Rundreise erkoren.
Wir sind im negativen wie im positiven Sinn von anderen Prag-Reisenden vorgewarnt: Manche meinen, die einst zauberhafte Stadt habe mit den außer Kontrolle geratenen Touristenströmen und allen damit einhergehenden Übeln ihren Charme völlig verloren, während andere behaupten, dass eine der schönsten Städte Europas auch diesen Ansturm gelassen hinnehme und ihren Reiz unverändert demjenigen offenbare, der über Menschenmassen und Touristenläden hinwegsehen könne. Am besten besuche man die Stadt direkt nach London, Paris oder Rom, da sei man bereits gegen Überfüllung und das Ausnehmen von Touristen immunisiert.
Wir handeln diesem Ratschlag natürlich konträr entgegen und sind gespannt, ob uns die Metropole Prag nach zwei Wochen in der Provinz schockiert oder begeistert.

After two weeks of travelling around the Czech Republic we finally visit Prague itself.
We have heard both positive and negative opinions: some have told us the once magical town has lost its charm because of the uncontrollable swarm of tourists and the resulting commercialism; others say one of the most beautiful cities in Europe has coped well with this onslaught and reveals its unchanged charm to those who can look beyond the vast numbers of people and tourist shops. At best visit Prague directly after London, Paris or Rome, as then you will have been immunized against tourist congestion and exploitation.
We dont follow the last bit of advice, but come to Prague after visiting the Czech provinces and are curious to see whether we will be shocked or enthusiastic.

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Wir haben den "Vorteil", dass es November ist und die Stadt deshalb wesentlich leerer sein dürfte.
Einsam haben wir uns trotzdem nicht gefühlt, doch auch hier, am Altstädter Ring, einem der Touristen-Sammelknoten, findet man immer einen Weg um die Besucher herum.
Aus allen Ecken und Enden tönt Musik: Wer Prag besucht, möchte schöne Fassaden bewundern und dabei in die entsprechende Stimmung versetzt werden. Diese Rechnung der Musikanten scheint jedenfalls aufzugehen.
Diese etwas angegraute Jazzband steht vor dem Hus-Denkmal. Es wurde 1915 zum 500-sten Todesjahr des großen Kritikers des  desolaten Zustands der katholischen Kirche und der vielfach korrupten deutschen Oberschicht am Anfang des 15. Jh. errichtet.
Der Tag seiner Verbrennung am 6. Juli wurde von der ersten unabhängigen Tschechoslowakischen Republik 1925 zum Nationalfeiertag ernannt. Dies veranlasste Anfang des 20. Jh. den Vatikan, drei Jahre lang die diplomatischen Beziehungen zu diesem "Ketzerstaat" abzubrechen. Obwohl Papst Johannes Paul II. inoffiziell die Verbrennung von Jan Hus bedauerte, sind auch heute noch Spannungen zwischen nationalbewussten Tschechen, der katholischen Kirche und den deutschsprachigen Nachbarn auszumachen.

We have the advantage that it is November so  the city is not quite so full.
We dont feel exactly lonely here in the Old Town Square, but it is possible to move through the crowd of tourists.
Music comes from all directions.  Visitors to Prague want to be put into the right mood while admiring the beautiful facades and the musicians set the right tone for that
This grey-haired Jazz-band has placed itself in front of the memorial to Jan Hus (ca. 1369-1415), the great early Protestant reformer in the historical line between John Wyclif in England and Martin Luther in Germany, who opposed the desolate state of the Catholic Church and the often corrupt German upper classes.
The memorial was erected in 1915 on the 500th anniversary of his death by burning in Constance, Germany, on 6th July. This day was made the national holiday of Czechoslovakia in 1925. As a  result the Vatican broke off diplomatic relations with this heretic nation for 3 years. Although Pope John Paul II unofficially regretted the burning of Hus, there is still some tension between patriotic Czechs, the Catholic Church and the German speaking neighbouring countries.

 

 

 

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Von solchen Spannungen merkt man heute natürlich nichts. Die Stimmung auf diesem von prächtigen Patrizierhäusern und barocken Kirchen gesäumten Platz wirkt trotz eisiger Außentemperaturen heiter und entspannt.
Unversehens geraten uns ein Fotograf und sein Modell vor den Sucher.

There is certainly no sign of such tension evident today. Despite icy temperatures there is a warm and happy atmosphere in the Old Town Square with its backdrop of magnificent patrician houses and Baroque churches.
By chance we have captured a photographer and his subject in this panorama picture.

 

 

 

Eine etwas andere Blickrichtung auf den Platz. Links sieht man die gotische Kirche der "Jungfrau Maria vor dem Teyn", einst ein Zentrum der Hussitenbewegung, deren ungewöhnliche Türme den östlichen Platz dominieren,  rechts den Turm des Altstädter Rathauses, das ebenfalls eine astronomische Uhr besitzt, die sich allerdings noch im Originalzustand befindet und nicht - wie in Olomouc - in sozialistischer Manier aufgemöbelt wurde.
Zu jeder vollen Stunde versammeln sich wahre Menschenmassen vor der Uhr, um den "Umzug der Apostel" mitzuerleben. Das Klicken der Fotoapparate soll ohrenbetäubend sein.

A different view of the Old Town Square. On the left the Gothic Church of Our Lady before Tyn with its unusual towers dominating the eastern part of the square. It was once a centre of the Hussite movement and was then taken over by the ruling Catholics. On the right the tower of the Old Town Hall, which also contains an astronomical clock. This one is still original, unlike the one in Olmouc, which had been done up in socialist style.
Every hour on the hour masses collect in front of it to watch the Procession of the Apostles and apparently almost deafen everyone with the clicking of their cameras. (Unfortunately the clock was covered up for restoration while we were there.)     

 

 

 

Geduldig warten Droschkenpferde vor dem Portal der St. Niklaskirche auf ihren Einsatz.
Wo heute Bäume wachsen, standen früher Gebäude. Die Fassade der Kirche war vom Platz aus nicht sichtbar, sie wurde von ihrem berühmten Baumeister Dientzenhofer optisch auf eine enge Gasse ausgerichtet.

Horses wait patiently with their cabs for the next tourists near the portal of the St. Nicolas Church.
Until 1901 a building stood where the trees now grow, so the facade of the church was previously not visible from the square. The famous architect Dientzenhofer designed it to be seen from a narrow street.

 

 

 

Das Portal der barocken St. Niklaskirche und ein Blick ins Innere. Die Kirche präsentiert sich als überkuppelter Zentralbau mit kurzen Kreuzarmen. Sie wird häufig für Konzertaufführungen genutzt.

The portal of the Baroque St. Nicolas Church and a view into the interior. The central church crossing is covered by a cupola and the arms of the transept are relatively short. The church is often used for concerts.

 

 

 

Das ist kein Terrorangriff, sondern eine Säuberungsaktion. Mit Hilfe eines Hochdruckreinigers geht dieser junge Mann unter erheblichem Körpereinsatz dem Schmutz an den Kragen.

This is not a terrorist attack but an energetic cleaning action. The young man is fighting the accumulated dirt with a high pressure cleaner.

 

 

 

 

 

Nördlich des Altstadtmarktes beginnt das Viertel "Josefov", in ihm lebten einst die zahlreichen Juden Prags. 1618 stellte es mit 5000 Bewohnern das größte jüdische Zentrum in Europa dar. Einige Synagogen, das jüdische Rathaus und der große jüdische Friedhof haben überlebt - alle zusammen bilden das heutige Jüdische Museum Prags.

Die Bilder zeigen (von links): 1.&2. das Zeremonienhaus, in dem die Bestattungsgesellschaft des Erbarmers (Inschrift) für die Verstorbenen betete; 3. den jüdischen Friedhof; 4. die Altneu-Synagoge, die, ursprünglich 1270 erbaut, die älteste heute noch benutzte Synagoge in ganz Europa ist, 5. die Pinkas- Synagoge, in der tausende Ausstellungsstücke vom Holocaust gezeigt werden, besonders in Verbindung mit den Deportationen nach Theresienstadt; 6. die Rathausuhr mit hebräischen Ziffern,  deren Zeiger sich gegen den Uhrzeigersinn bewegen.

Der Platz auf dem räumlich eingeengten Friedhof war knapp, deshalb schüttete man Erde auf die Gräber und begrub weitere Tote in dieser neuen Schicht. Ungefähr 150000 Tote sollen hier begraben sein. Vielleicht erklärt das die überhöhte Lage des Friedhofs, der gegenüber umliegenden Gassen mit hohen Mauern abgestützt werden muss.

Hitler wollte hier im Judenviertel ein Museum über "ausgestorbene Rassen" errichten und ließ jüdische Gegenstände zusammentragen, die ebenfalls im Prager Jüdischen Museum zu besichtigen sein sollen. Doch  heute leben wieder 1600 Juden in Prag - offensichtlich ungestört und gut integriert.

To the north of the Old Town Square is the old Josefov Quarter, in which Pragues numerous Jews once lived. In 1618 this was one of the largest Jewish ghettos  in Europe, with a population of about 5000. Several synagogues, the old town hall and the large old cemetery have survived and there is an extensive museum. Altogether there is much more to see here than we had time for.

The pictures show (from left) 1 & 2 the Hevra Kadisha building, where The Merciful Ones Burial Society said prayers for the dead; 3 the Old Jewish Cemetery; 4 the Starnova or Old-New Synagogue, originally built in 1270, the oldest synagogue in Europe still in use as a place of prayer; 5 the Pinkas Synagogue, which has thousands of exhibits from the Holocaust, especially in connection with the deportations to Terezin (Theresienstadt); 6 the anti-clockwise clock with Hebrew numerals on the Jewish Town Hall.

In the Old Jewish Cemetery the space for burial of the dead was very limited, so more graves were made on top in layers separated by earth. This is presumably the reason why the level is now much higher than the street.

Hitler wanted to make the Jewish museum here into A Museum of Extinct Races, but now about 1600 Jews  live apparently undisturbed and well integrated in Prague today.

 

 

 

Das ehemalige Judenviertel stößt an die Moldau, die in einem großen Bogen durch die Stadt fließt. Wenige Meter weiter  stehen wir bereits vor der berühmten Karlsbrücke.
 Bevor wir sie begehen, besteigen wir aber erstmals den Altstädter Brückenturm. Von hier ergibt sich ein wunderbarer Blick über die Stadt (Richtung Neustadt) und den Fluss. In der Bildmitte erkennt man den goldenen Dachbalkon des Nationaltheaters.

The old Jewish quarter extends to the River Vltava, which flows in a long curve through the city.
Before we go across the famous Charles Bridge, we first climb the Old Town Bridge Tower, which gives us a wonderful view out over the town, here towards the New Town and the river. Near the centre in the distance is the National Theatre with its golden roof terrace. 

 

 

 

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Wir machen mit der Kamera einen Schwenk nach links und blicken auf die zahlreichen Türme der Altstadt, durch die wir vorhin gegangen sind. Die große Kuppel links ist Teil der Franz von Assisi-Kirche.

Swinging the camera around to the left we look back in the direction we came from at the numerous towers decorating the Old Town skyline. The cupola on the left belongs to the St. Francis of Assisi Church.

 

 

 

Dieser Platz liegt zu Füßen des Brückenturms, also sehr nahe am Wasser. Um Touristen zu ködern, wurden viele Männer, hauptsächlich Schwarzafrikaner, in weiße Matrosenanzüge gesteckt. Auch wir werden von ihnen zu einer Flussfahrt gedrängt, bleiben aber standhaft.

Das helle, mit Statuen übersäte Barockgebäude gehört zum Klementinum, dem ehemaligen Jesuitenkolleg. Nach dem Sieg der habsburgischen Katholiken über die aufständischen protestantischen Adligen am Weißen Berg  im Jahr 1620 wurde auch in Prag die Rekatholisierung vorangetrieben. Dem Bau des riesigen Jesuitenkollegs mussten über 30 Gebäude weichen.

This square is at the foot of the Bridge Tower, so is close to the water. We see the many men in white sailor-suits - mostly dark-skinned and of African descent - who have the job of trying to persuade tourists to take boat trips. We resist the pressure.

The light-coloured Baroque building covered with statues belongs to the Clementine Academy, a former Jesuit Seminary. After the victory of the Habsburg Catholics over the Protestant insurgent nobility at the Battle of White Mountain in 1620 Prague was re-catholicized. 30 buildings were demolished to make way for the huge Jesuit College.

 

 

 

 

 

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Nochmals ein Blick in den Turmwald der Altstadt hinein.
Etwas nach hinten gerückt befindet sich in der Bildmitte das Dach eines schwarzen Turms, des ehemaligen Pulvertors. Es markiert das Ende der Prager Altstadt. Um diese herum ließ Kaiser Karl IV. 1348 die großzügig geplante Neustadt bauen. Den Straßen gab er eine Breite von bis zu 27m, während andere mittelalterliche Städte sich noch mit 2-7m begnügten. Dies ist der Grund dafür, dass diese Straßen auch heute noch mit dem Verkehr einer Millionenstadt zurechtkommen.

Again a view of the forest of towers of the Old Town.
In the middle at some distance is a black tower, the 65m high Powder Tower. It marks the edge of the the Prague Old Town.
In a ring around the Old Town, Emperor Charles IV had an amply dimensioned New Town built. The roads had a width of up to 27m at a time when other Mediaeval towns had roads from 2 to 7m wide. For this reason the streets still cope with the traffic although the city has grown to over a million people.     

 

 

 

Blickt man vom Altstädter Brückenturm in die entgegengesetzte Richtung, entdeckt man direkt unter sich die berühmte Karlsbrücke. Sie führt hinüber zur sog. Kleinseite.
Wir haben wohl Glück: Verglichen mit Bildern, die wir anderswo gesehen haben, wirkt sie heute fast verlassen.

Looking down the other way from the Old Town Bridge Tower we see the  famous Charles Bridge. It leads across to the so-called Lesser Quarter.
Compared to some pictures we have seen, we are lucky! Today the bridge looks almost deserted.

 

 

 

 

 

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Diese Panoramaaufnahme (3 Bilder) gibt hoffentlich trotz ihrer trüben Ausstrahlung einen Überblick über das gegenüber liegende Moldauufer. Die Karlsbrücke endet direkt im Häusergewirr der Kleinseite. Darüber erheben sich Burg und Kathedrale.
Auf dem Hügel links steht ein 60m hoher Aussichtsturm, der dem Eifelturm nachempfunden wurde.

This panorama picture (made of three pictures) is a little bit gloomy, but gives a good overview of the opposite shore of the River Vltava. The Charles Bridge runs into the buildings of the Lesser Quarter. Above it is the Castle with the St. Vitus Cathedaral.
On the hill to the left is a 60m Observation Tower, an imitation of the Eifel Tower.

 

 

 

Die Stadt Prag ist ohne das Wirken Karls IV.(1316-78) nicht denkbar.
Da das Premyslidengeschlecht, das Böhmen zu seiner ersten Blüte verholfen hatte (siehe z.B. Budweis), im 14. Jh. ohne männliche Nachkommen blieb, wurde Karls Mutter als die Schwester des letzten, 1306 verstorbenen Premysl-Königs Wenzel III. mit dem aus Luxemburg stammenden Adligen Johann von Luxemburg verehelicht. Dieser wurde erster luxemburgischer böhmischer König. Sein Sohn Karl, der in Paris und Avignon die feinste europäische Ausbildung erfuhr, erbte nicht nur diesen Titel, sondern brachte es aufgrund der politischen Wirren im Deutschen Römischen Reich sogar zum Kaiser desselbigen. Er machte Prag de facto zur Hauptstadt des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nationen.
 Der Aufschwung, den die Stadt nahm, war unbeschreiblich. Neben der hier gezeigten Karlsbrücke und dem gotischen Veitsdom rechts im Bild gründete Karl IV. in Prag auch die erste deutsche Universität.
 Prag war im 14. Jh. die zweitgrößte Stadt Europas (hinter Rom) und zweifellos eine der reichsten.

The city of Prague is unthinkable without the influence of Charles VI (1316-78).
In the 14th century the Premyslid dynasty under whos leadership  Bohemia first flourished (see e.g. Budweis) had no male heir. So Charles mother, the sister of the last Premyslid King Wenzel III who died in 1306, was given in marriage to John, Count of Luxembourg. He became the first Luxembourg king of Bohemia. His son Charles had the best available European education in Paris and Avignon and became not only King of Bohemia and Count of Luxembourg but also - in the confused political situation of the time - the Holy Roman Emperor of the German Nation. He made Prague into the de facto capital of the Empire.
The upsurge that the town experienced was indescribable. Besides the Charles Bridge shown here and the soaring Gothic St. Vitus Cathedral on the right, Charles VI founded in Prague the first German university.
In the 14th century Prague was the second largest European city after Rome, and certainly one of the richest.   

 

 

 

Von der Karlsbrücke, die heutzutage übervölkert, aber friedlich erscheint, soll 1393 der Pfarrer Nepomuk gestürzt worden sein, anscheinend wegen eines nicht offenbarten Beichtgeheimnisses, wahrscheinlicher aber aufgrund politischer Differenzen mit Wenzel IV. (siehe auch Zelena Hora)
Über der Stelle, an der er ertrank, erschien laut Legende ein Kranz aus 5 Sternen (heute nicht sichtbar). Seine Heiligenstatue am Brückenrand ist Anziehungspunkt vieler Touristen, die sich mit ihrer Berührung einen besonderen Segen erhoffen.

Today the Charles Bridge is overpopulated but mostly peaceful. But in 1393 the Priest Nepomuk was thrown from it, apparently because of his refusal to reveal Confessional secrets, but more probably because of political differences with Wenzel IV (see also Zelena Hora).
The legend says that over the place where he drowned a five-starred crown appeared (no longer visible today). His statue as a saint on the parapet of the bridge draws many tourists. They touch it and hope that that brings them a special blessing.

 

 

 

Stolz ragt über der Kleinseite die größte europäische Burg (800m lang) empor, die zudem seit den Ursprüngen ihrer Erbauung um das Jahr 880 fast ununterbrochen bewohnt wurde und noch wird. Sie wird  Prager Hradschin genannt. Mitten aus der Burg strebt die gotische St. Vitus-Kathedrale in die Höhe.

Ruling proudly on the hill above the Lesser Quarter is the Prague or Hradcany Castle; with a length of 800m the largest European castle, it has been occupied almost uninterruptedly since its construction in ca. 880. Rising up out of the middle of the Castle is the Gothic St. Vitus Cathedral.

 

 

 

Der wahre Zauber der Stadt enthüllt sich aber erst mit einsetzender Dunkelheit. Wie die zahllosen Wasservögel, die das Schauspiel der Verwandlung von den billigen Rängen der Flussarena aus betrachten, sind auch wir fasziniert von der Schönheit des abendlichen Prags.
Der Turm des Wasserwerks rechts befindet sich in der Nachbarschaft des Smetana-Museums, welches sich direkt an das rechte Ende der Karlsbrücke anschließt. Smetana und Dvorak (der auch mit einem Prager Museum gewürdigt wird) wirkten hier lange Jahre und beeinflussten sich gegenseitig. Was Bedrich Smetana (siehe Litomysl) mit dem Aufgreifen von nationalen Stoffen im tschechischen Musikschaffen eingeleitet hatte, führte Dvorak zu einem beeindruckenden Höhepunkt.

The real magic of the city came for us with the approaching darkness. Like the numerous water-birds who watch this transformation from their cheap stadium seats on the wooden beams on the right, we also were fascinated by the evening beauty of Prague.
The Water Tower on the right is near the Smetana Museum, which adjoins directly the right-hand end of the Charles Bridge.
Smetana and Dvorak (who is also honoured by a separate Prague Museum) were both active here for many years and each influenced the other. Bedrich Smetana (see Litomysl) introduced national themes into his Czech musical creations and Dvorak carried  this idea on to create impressive orchestral highlights.

 

 

 

Das Rudolfinum, ebenfalls an der Moldau gelegen, ist eine Konzerthalle mit Sitz der Tschechischen Philharmoniker. Als wir am ersten Abend unserer Ankunft in Prag eine kurze Stippvisite zur Stadt machen, parken wir im Untergrund neben der Halle. Wir folgen, den Ausgang suchend, einigen schick gekleideten Personen auf verwinkelten Wegen nach oben und landen nichts ahnend mitten im Konzerthaus kurz vor einer Aufführung. John will einfach teilnehmen, aber ich fühle mich zwischen all den Abendroben in meiner Camperkleidung und in Wanderstiefeln doch zu unwohl.

The Rudolfinum, situated near the banks of the River Vltava, is the home concert hall of the Czech Philharmonic Orchestra.
On our first evening in the area we make a quick first visit to the city and park in an underground car-park. We follow people in evening dress up the winding passageways  to find ourselves inside the concert hall building shortly before a performance. For some reason Elli didnt want to go into a concert in her camping attire and heavy boots, so we miss the opportunity of visiting one of Pragues famous musical concerts!

 

 

 


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An unserer kleinen Ersatzkamera entdecken wir eine Nachtbildfunktion mit verzögerter Auslösung und sind erstaunt über die Qualität der Bilder. Wir haben kein Stativ dabei, doch Prag ist voller Mäuerchen und Brückengeländer. Sind die etwas krumm, legen wir einen Kamm unter die Kamera oder ein gefaltetes Blatt Papier. Unsere Freude über diese unerwartete Möglichkeit soll ein wenig die nun folgende Flut von Nachtbildern entschuldigen - sie sind tatsächlich nur eine kleine Auswahl!
Dieses Panorama zeigt hinter Brücke und Schiff nochmals die Kleinseite Prags und die Burg mit Veitsdom. Auf dem Hügel links steht der Möchtegern- Eiffelturm, krass illuminiert von  riesigen grünstichigen Strahlern.

We discover the night picture function on our small substitute camera and when we combine it with exposure delay are surprised at the quality of the pictures. We havent brought our tripod with us, but Prague has plenty of walls and bridge parapets to use as support. (By the way, for this we find it a big advantage now to have a camera that can rest upright on a flat surface without tipping forward. We use whatever we have in our pockets, e.g. a comb or a folded piece of paper, to level it out if necessary.) Our pleasure at this unexpected possibility made us keep on taking night pictures - you may think too many, but these are really only a small selection!
Behind bridge and tourist ship this panorama picture shows the Lesser Quarter and above it Castle and St. Vitus Cathedral. On the hill left the would-be Eifel Tower illuminated by enormous greenish lights.

 

 

 

Nochmals das Smetana-Museum (ganz links) mit dem Turm des Wasserwerks dahinter und rechts der goldene Balkon auf dem Dach des Nationaltheaters.

Again the Smetana Museum on the left with the Water Tower behind it. On the right the roof of the National Theatre with its golden terrace.

 

 

 

Der Altstädter Brückenturm, von dem aus wir bei Tageslicht die obigen Dächer-Panoramen aufgenommen haben, die Kuppel der Franz von Assisi-Kirche und einige verhuschte Gestalten.

The Old Town Bridge Tower from which we took daylight picture of the towers and skyline earlier. The cupola of the St. Francis of Assisi Church on the left and some shadowy figures of the night.

 

 

 

Wassermühle auf der Kleinseite an einem Seitenarm der Moldau, von der Karlsbrücke aus aufgenommen

An illuminated water mill in a side canal of the Vtlava on the Lesser Quarter side taken from the Charles Bridge.

 

 

 

 

 

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Hier stehen wir unter der Karlsbrücke und blicken durch einen Brückenbogen auf die selbe Wassermühle (diesmal unbeleuchtet) und auf ein kleines Restaurant oder einen Biergarten, dessen Eingang sich unter dem Schild "Pode Mostem 1337" (unter der Brücke) befindet.
Weiter rechts geht die Brücke in die Kleinseite über. Der kleinere dunkle Brückenturm aus dem 12.Jh. bewachte bereits die Vorgängerin, die Judithbrücke, bis sie einer Flut zum Opfer fiel. Der größere Turm wurde erst im 15. Jh. als Pendant zum gegenüberliegenden Altstädter Brückenturm erbaut. Die Aussicht von ihm soll bei weitem nicht so schön wie vom Brückenturm auf der anderen Uferseite sein.

Here we look under the Charles Bridge at the same water-mill, now not illuminated, and at the small, romantically situated restaurant with the sign "Pode Mostem 1337" (under the bridge).
Further to the right the start of the Lesser Quarter buildings. The smaller, dark Bridge Tower from the 12th century guarded the previous bridge, the Judith Bridge, but couldnt protect it from being damaged by flooding. The larger tower was built in the 15th century as counterpart to the Old Town Bridge Tower on the other side. The view from it is apparently not as spectacular as from the tower on the other side.

 

 

 

Prag quillt über vor Souvenirläden. Viele bieten nur Ramsch an, doch es gibt auch einige erlesene, die wie hier das edle tschechische Kristallglas ausstellen oder eine riesige Auswahl an Kasperlfiguren.

Prague overflows with souvenir shops. Many offer only junk, but some have fine products, like excellent Czech crystal glass or the enormous choice of puppets.

 

 

 

Noch von der Karlsbrücke aus knipsen wir in die Kleinseite hinein (wir brauchen ja immer ein Mäuerchen oder ähnliches zum Fotografieren), hier in die Mostecka-Gasse.
 In diesem Gebiet wurde der Film "Amadeus" von Milos Forman gedreht, da die schönen Renaissancehäuser und Barockkirchen zusammen mit vielen verwinkelten Gassen dem Wien zu Zeiten Mozarts wohl mehr entsprechen als die heutige Stadt.

Das Bild der zahlreichen Bettler in Prag ist erschütternd - oder besser die übermäßig unterwürfige Haltung, die sie einnehmen (knieende Gestalt rechts). Stundenlang verharren sie so, die nackten Hände mit dem Spendenbecher und den Kopf auf dem eiskalten Pflaster, bis sie von einem der ebenfalls zahlreichen Ordnungshüter verscheucht werden. Bevor man zu viele von ihnen gesehen hat, fühlt man  sich auch wirklich sehr genötigt, eine Münze in ihr kleines Plastikbecherchen zu werfen.

Here we use a wall again to take a picture into the Mostecka Street in the Lesser Quarter.
This area was used in Milos Foremans Mozart film Amadeus as the fine Renaissance and Baroque facades and the winding alleyways give the atmosphere of Vienna as it was in Mozarts time better than that city does today.

Seeing the numerous beggars in Prague is harrowing, but especially the exaggeratedly humble posture that they adopt, (see the kneeing figure on the right). For hours they maintain this supplicant position with bare hands and head on the icy cobblestones, until they are shooed away by the authorities. Until you are hardened by having seen too many of them it is difficult to resist putting a coin in the little plastic cup.

 

 

 

Allmählich haben wir uns durch die Gassen zur Burg emporgearbeitet und  durch zwei Burginnenhöfe (Sitz des tschechischen Präsidenten) hindurch bis zum dritten Hof, in dem sich unvermittelt die gewaltige St. Vitus- oder Veitskathedrale erhebt.
Karl IV. gab sie 1347 in Auftrag, nachdem Prag zum Erzbistum ernannt worden war. Er holte dazu den damals erst 23-jährigen genialen Peter Parler aus Schwäbisch Gmünd nach Prag, der auch die Karlsbrücke entwarf und die St. Barbara-Kirche in Kuttenberg (siehe Kutna Hora). Der Bau wurde erst nach knapp 600 Jahren vollendet, ähnlich dem Kölner Dom.
Wir entdecken wieder eine Ablage für die Kamera und machen eine Panoramaaufnahme (zwei Hochkantbilder), da der von der Burg eng umgebene Dom anders nicht auf ein Bild zu bekommen ist. Zu Hause müssen wir tüchtig entzerren, um die zwei Fotos aneinander anzupassen.

Eventually we make our way up through the streets to the Castle, closed of course for visitors this late in the evening, then through two Castle courts - seat of the Czech president - to the third court. Here the mighty Gothic St. Vitus Cathedral towers above us.
Charles VI commissioned the building in 1347, after Prague had been made into an archbishopric. He summoned as architect the genial Peter Parler from Schwäbisch Gmund, Germany, at the time only 23 year-old. Parler designed the Charles Bridge and the St. Barbara Church in Kutna Hora as well.  It took almost 600 years to complete the Cathedral.
We again find something to support the camera on to make this panorama picture (2 pictures), as we cant stand far enough away within the Castle court to get the whole Cathedral onto one from this angle. (At home it was quite a lot of work to persuade the 2 pictures to fit together!)

 

 

 

Die gotische Kathedrale von hinten

The beautiful Gothic Cathedral from the back.

 

 

 

Von der Burg aus blicken wir auf Prag hinunter. Die Stadt ist wahrlich "golden", was allerdings eher daher rührt, dass sie mit Kunstlicht regelrecht geflutet wird.
Hinter der Kuppel der berühmten barocken Mikulas-Kirche (rechts) kann man die (aus dieser Perspektive verkürzt wirkende) Karlsbrücke mit den Brückentürmen entdecken.

From in front of the Castle we look down onto Prague. It really matches its reputation as a city of gold, but in this case it is mostly the effect of the floodlights.
Leading away to the left from the cupola of the Baroque St Nicholas (St. Mikulas) Church (right) are the Bridge Towers and the Charles Bridge, foreshortened from this perspective.

 

 

 

Die Stadt Prag schrieb Weltgeschichte. Auffallend häufig geschah das dadurch, dass jemand ins Wasser gestürzt (Nepomuk) oder aus dem Fenster geschmissen wurde (z.B. katholische Ratsherren aus dem  Neustädter Rathaus oder katholische kaiserliche Statthalter aus der Prager Burg), zwei berüchtigte Fensterstürze, die eine Art Kriegserklärung an den Kaiser darstellten. Dadurch wurden zwei desaströse Kriege ausgelöst, der Hussitenkrieg und der 30-jährige Krieg, die eine Blutspur durch ganz Europa zogen, doch besonders zerstörerisch auf dem Gebiet des heutigen Tschechien wüteten.
Die Geschichte Prags ist mit ihren Blütezeiten und Tiefpunkten eng mit diesen Geschehnissen verknüpft. Ähnliches findet sich bei all den von uns besuchten Welterbestätten (z.B. Olomouc, Telc usw.).
Prag selbst wurde städtebaulich durch diese Kriege wie auch den Zweiten Weltkrieg kaum zerstört, und so darf sich der heutige Tourist an solch einer romantischen und authentischen Stadtansicht weiterhin erfreuen. Das historische Zentrum wird seit 1992 in der UNESCO Weltkulturerbeliste geführt.

The city of Prague has often played a role in world history. It was often associated with somebody being thrown somewhere; into the river (Nepomuk) or out of windows as a declaration of war on the Emperor (Catholic city counsellors out of a window in the New Town Hall and the Catholic governors out of a Castle window). Especially these two defenestrations, initiated two disastrous wars, the Hussite Wars and the 30-Years War, which drew a trail of blood through Europe, but were particularly destructive in the area of todays Czech Republic.
The history of Prague with its heights and depths is closely linked to these events, as are other of the World Heritage sites we visited (e.g. Olomouc, Telc, etc.).
The city buildings of Prague itself were fortunately not badly damaged during these wars nor during the 2nd World War, so tourists today can continue to enjoy the romantic and authentic historic city and its centre, which is itself in the UNESCO World Cultural Heritage List.

 

 

 

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Mit diesem Panoramabild von der wunderschönen Karlsbrücke verabschieden wir uns vom faszinierenden und interessanten Tschechien.

And to say good-bye at the end of our enjoyable trip to the Czech republic we cant resist showing another (expandable) panorama picture of the beautiful Charles Bridge.

 

 

 

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